Theater Tuchlaube Aarau
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Programm
Der Extremist
von Juri Andruchowytsch
ressort k
Eingeladen zum 3. Schweizer Theatertreffen

Während der Revolution in seinem osteuropäischen Heimatland spielt der Musiker Theodor unermüdlich Klavier auf den Barrikaden. So wird der sogenannte „Extremist“ zum Symbol des Widerstands. Doch das ist eine Weile her. Nach seiner Flucht landet er als Pianist im Grandhotel Paradies in den Schweizer Alpen. Unerwartet begegnet er dort eines Tages einem Geheimpolizisten aus seinem Land. Angekündigt wird die Ankunft des Diktators Batja zu einer Friedenskonferenz. Und in Theodor erwacht der revolutionäre Geist...!
Das Hotel Paradies wird zum Schauplatz einer skurril-amüsanten Konfrontation des Sozialen und Lyrischen, von Musik und Politik, menschlicher Würde und Konformismus.
Wie schon bei seiner Inszenierung des „Ozeanpianisten“ (2013) arbeitet Regisseur Manfred Ferrari mit Jürg Kienberger zusammen, der zu einem der ständigen und gern gesehenen Gäste im Theater Tuchlaube Aarau zählt. Seinen Widersacher spielt Samuel Streiff, der ebenfalls einen engen Aarau-Bezug hat, spielt er doch den Assistenten Reto Dörig in der Erfolgsserie „Der Bestatter“. Mit Vera Kappeler und Peter Conradin Zumthor komplettieren zwei Ausnahmemusiker das illustre Ensemble.
„Insgesamt ist unter der Regie von Manfred Ferrari ein kurzweiliger und gelungener Musiktheaterabend entstanden, der vom Publikum begeistert aufgenommen wird.“ (Südostschweiz)
„Das Darsteller-Quartett erzählt die letztlich recht klassisch gestrickte Geschichte um den Piano-Extremisten im Exil auf stets von neuem überraschende Weise.“ (Tagblatt Chur)
Der Autor des Auftragsstücks „Der Extremist“ ist der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch, eine der kräftigsten literarischen Stimmen Europas. 1985 gründete Andruchowytsch zusammen mit seinen Freunden Oleksander Irwanets und Viktor Neborak die heute schon legendäre literarische Performance-Gruppe Bu-Ba-Bu. Bis heute hat er fünf Gedichtbände sowie fünf Romane veröffentlicht. Außerdem schreibt Andruchowytsch literarische Essays und übersetzt aus der deutschen, polnischen, russischen und englischen Sprache. Im Jahre 2000 publizierte er in Polen zusammen mit dem polnischen Schriftsteller Andrzej Stasiuk den Band „Mein Europa“ (deutsche Ausgabe: edition suhrkamp, 2004). 2005 ist beim Suhrkamp Verlag sein Roman „Zwölf Ringe“ erschienen, 2006 „Moscoviada“, 2008 „Geheimnis“ und 2011 „Perversion“. Andruchowytsch gehört heute zu den wichtigsten Literaten der Ukraine. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sich Andruchowytsch als Botschafter für seine Heimat und kämpft für eine Annährung zwischen West- und Osteuropa.
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Eingeladen zum 3. Schweizer Theatertreffen
Begründung des Jurymitglieds Tobias Gerosa:
„Drei Musiker gegen einen Schauspieler. Folterungen gegen Chopin. Chopin gegen Kalaschnikows. ‚Murka’ gegen abmurksen. Grand Hotel gegen Revolution. Und schliesslich Mord?
In Yuri Andruchowytschs ‚Der Extremist’ steht Unvereinbares gegeneinander und die freie Bündner Gruppe ressort k um ihren Regisseur Manfred Ferrari (in Koproduktion mit dem Theater Chur) schneidet den Text, der wie ein düsteres Scherzo von Dmitri Schostakowitsch funktioniert, in der Postremise Chur hart gegeneinander.
Der Ukrainische Autor hat das Stück für die Bündner geschrieben und seine eigene Situation als Künstler fern der Heimat eingebaut. Den Rahmen bildet ein Schweizer Hotel am Übergang von der Haupt- in die Zwischensaison. Endlich reist auch das letzte Stammgästepaar ab, endlich kann die Hauskapelle die immergleichen Schnulzen lassen (der Saisonrenner: das ‚Caumasee-Lied’), endlich zig befreit jazlosjammen. Doch da bricht die Vergangenheit ein.
In diesen lockeren Rahmen sind zwei Monologe geschnitten. Hier der vertriebene Musiker Theodor: Jürg Kienberger mit seiner unverwechselbaren Stimme und seinem Instrumentenarsenal - unterstützt von den mitspielenden Musikern Vera Kappeler und Peter Conradin Zumthor. Dort Teophil, der Sicherheitschef des Diktators, dem Samuel Streiff eiskalte Schärfe gibt. Verbunden und mit grösstmöglichem Kontrast gegeneinander gestellt werden sie durch die Musik, die eine Hauptrolle hat – und die in Chopin auf vier (naja, fast) Glasharfen kulminiert. In der fernen Revolution hatten sie ihre Rollen, sind es jetzt beim unerwarteten erneuten Zusammentreffen noch dieselben?
Musik, Rahmen- und Binnenstränge, ein Text der locker das Private mit dem Politischen, das Schweizerische mit der grossen Weltgeschichte mischt: Das ist viel für einen gerade einmal gut stündigen, konzentrierten Abend. Aber es überlädt ihn nicht, sondern mischt in einen ganz eigenen Ton.“
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Mit: Jürg Kienberger, Vera Kappeler, Samuel Streiff und Peter Conradin Zumthor.
Bühne: Sebastian Werlen.
Kostüme: Ursina Schmid.
Assistenz: Irene Fleischlin.
Tontechnik: Martin Hofstetter.
Regie: Manfred Ferrari.
Graphik: Alain Aebersold.
Preise
30.- / 25.- / 20.- / 5.-
Öffentliche Aufführungen
Sa 12. März 20:15
Mi 16. März 20:15
> www.ressortk.ch