Francesco Bianchi, Mitte fünfzig, eingebürgerter Italiener, hat Waschtag. Da ereilt ihn eine Todesnachricht aus seiner Geburtsstadt Pozzallo, einem gemütlichen kleinen Flecken im Süden von Sizilien. Die Beerdigung ist bereits am nächsten Tag. Mit tropfnassweissem Hemd begibt er sich auf die lange Reise. Auf seiner Odyssee zu seinem Geburtsort begegnet er denen, die sich heute auf Wanderschaft und auf die Flucht vor Krieg und Terror begeben haben. Enzo Scanzi, selbst lupenreiner Secondo, kehrt mit seiner neusten Geschichte „Sapone blu – Reise mit Schrankkind“ als Schauspieler und Erzähler auf die Bühne zurück. Sein Solostück ist eine Verarbeitung von persönlichen Erfahrungen, die sich aus dem Humus von Flüchtlings- und Migrationserfahrungen speisen.
Im Nachtzug von Rom nach Syrakus begegnet er einer senegalesischen Familie, die in Pozzallo nach ihrem Cousin suchen will. Francesco wird durch diese Begegnungen auf seine Vergangenheit zurückgeworfen: Als Kind wurde er erst von seinen Eltern bei seiner Tante zurückgelassen, als sie sich in die Schweiz aufmachten. Später holten sie ihn illegal in die Schweiz nach und er musste sich tagsüber oder wenn es an der Tür klingelte, im Schrank verstecken. Bedrängende Erinnerungen an die Angst, in der Schweiz entdeckt und wieder weggeschickt zu werden, werden wach.
Heute gibt es sie wieder: Kinder von Sans-papiers, die im Verborgenen im Dilemma zwischen Integration und Versteckspiel in der Fremde leben.
Seine Reise in die Vergangenheit wird in Pozallo weitergehen.
„Enzo Scanzi ist ein raffinierter Autor (...) und ein gewinnender Erzähler, dem es gelingt das Schwere leichtfüssig daherkommen zu lassen. Der Witz des Stücks liegt im Detail.“ (Tages-Anzeiger)
Die Vorstellungen am 3. und 7. Dezember 2016 spielt Enzo Scanzi auf deutsch, diejenigen am 5. und 6. Dezember 2016 in italienischer Sprache.
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1986 startete Enzo Scanzi mit «Das Mäuschen» am Theater Spektakel Zürich sein erstes Soloprogramm, das über 250 mal gespielt wurde. Es folgten viele weitere Produktionen unter dem Label TEATRO MATTO, die sich mit dem Thema Schweiz – Italien, mit dem Fremdsein befassten und im In-und Ausland tourten. Regelmässig gastierte er auch im Theater Tuchlaube Aarau. Nach einem längerem Abstecher in die Welt des Musical („Ewigi Liebi“), nach diversen Dreharbeiten für Filme wie „Grounding“ oder „Der Fall Livius“, nach Regiearbeiten folgte die vielbeachtete Produktion «The Project», ein dokumentarisch-fiktiver Abend über Identität.
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