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„Wir Äthiopier sind stolz darauf, nie kolonialisiert gewesen zu sein. Wir wuchsen auf mit glorreichen Geschichten von Königen, heiligen Kriegen und heldenhafter Aufopferung für das Mutterland. Das Problem ist: Auch wenn heute die Kolonial-Feinde nicht mehr da sind, befindet sich Äthiopien in einem endlosen Kreislauf von immer neuen Kriegen.“ (Aron Yeshitila)
Aron Yeshitila trifft seine Mitspieler*innen auf der Bühne zum Tee. Aus dem spielerischen Setting einer politischen Diskussion am Küchentisch entwickelt sich in bester brechtscher Manier eine Untersuchung der Beziehungen seines Heimatlandes mit dem Westen. Der Abend ist inspiriert von den Erinnerungen von Aron Yeshitila: Erinnerungen an den Machtwechsel 1991 in Äthiopien, welcher zum Fall des sozialistischen Regimes Mengistu Haile Mariams führte; Erinnerungen an eine Hoffnung, die darauf folgte und durch ein neues, ebenso diktatorisches Regime wieder zerstört wurde. Das Projekt versucht, die Interessen des Volkes an einer wiederholt versprochenen und zugleich versagten Demokratie zu beleuchten.
„Kings of Interest“ pendeltet zwischen Sequenzen der politischer Anklage, kino-reifer Geschichtserzählung, diktatoren-kritischer Situationskomik und einer subtil-suggestiven Einbindung des Publikums.
„Kings of Interest“ beleuchtet einen Teil der afrikanischen Geschichte und Aktualität, die in der heutigen westlichen Berichterstattung wenig Beachtung findet. Das Stück will Aufmerksamkeit für die Hintergründe wecken, welche viele afrikanische Länder daran hindern, wirkliche demokratische Veränderungen zu erzielen.
Weitere Informationen zu Alfred Ilg:
Kaiser Menelik II. trug den Titel „König der Könige“, er verstand sich als Teil der Salomonischen Dynastie, die ihren Stammvater in Menelik I. sieht, dem unehelichen Sohn des Israelischen Sohns Salomon. In seinem politischen Amt unterstützte Ilg Menelik II. massgeblich in dessen Eroberungsfeldzügen zum Ausbau seines Reiches und der Formierung der heutigen äthiopischen Grenzen. Ilg erhielt das endgültige Vertrauen des Kaisers, als sich dessen Beziehungen zu Italien gefährlich verschlechterten. Da Ilgs Heimatland, die Schweiz, kein offenkundiges imperialistisches Interesse als Kolonialmacht anstrebte, war Ilg unverdächtig. Ilg hatte auch massgeblichen Anteil am Sieg Äthiopiens über Italien in der Schlacht von Adwa, welche die Unabhängigkeit Äthiopiens gegenüber Italien bewahrte. Ilg warnte Menelik II. rechtzeitig vor den Truppenbewegungen Italiens und brachte eine Maschine aus Europa nach Äthiopien, welche den Äthiopiern ermöglichte, Gewehrkugeln selber herzustellen und sich autonom zu verteidigen.
Zur Besetzung
Gebrehanna Productions ist eine sich neu formierende Gruppe rund um Aron Yeshitila. Sie realisiert innovative Theaterprojekte rund um das Erforschen von individuellen und kollektiven Erfahrungen und Fantasien von verschiedenen Persönlichkeiten und Kulturen. Es geht darum, Geschichten zu erzählen und eine Bedeutung aus diesen Erfahrungen zu machen, sie zu geteilter Erinnerung werden zu lassen. Es geht darum, Diskussionen anzuregen und zu einer reichen, geteilten Kultur der Zukunft beizutragen.
Aron Yeshitila (*1982) Autor, Regie, Performance
ist in Addis Abeba in Äthiopien geboren und arbeitet als Autor, Drehbuchschreiber, Film- und Theatermacher, Journalist und Dramaturg. Er hat die Universität Theatre Arts in Addis Abeba (AAU) abgeschlossen und arbeitete nachher als Theater- und Drehbuchautor. Am 3. internationalen äthiopischen Film Festival gewann er 2008 den Preis als besten Drehbuchautor für den Film MIZEWOCHU (The Best Men). Aron Yeshitila hat als Journalist und Redakteur für mehrere Wochenzeitungen in Äthiopien gearbeitet. Er war bei mehreren Videoarbeiten dabei und arbeitete bei dem Buch „Theatre in Sub-Saharan Africa“ mit, welches ins Deutsche übersetzt wurde. Seit 2010 lebt Aron in der Schweiz und drehte hier seinen ersten Dokumentarfilm „In the Face of God and Gun“ (2013). Er war als Dramaturg bei „What we can build together“ von Szenart engagiert. Aron Yeshitila lebt in Windisch (AG). Im Winter 2016/17 ist er bei GeeGee Express in der Produktion „Semiramis“ in Gärtnereien als Performer zu sehen.
Getachew Yemane (*1988), Performance
ist in Äthiopien aufgewachsen. Er war als Tänzer in der Kulturgruppe des Roten Kreuzes. Nach seiner Flucht in die Schweiz trat er weiterhin als Volkstänzer an verschiedenen Events und Festivals in der äthiopischen Community und an internationalen Tanzfestivals (z.Bsp: Paléo International Music Festival 2012). Getachew war in „What we can build together“ das erste Mal als Performer auf einer Schweizer Theaterbühne zu sehen (Regie Jonas Egloff). 2015 war er im Jugendtheater „Unterwegs“ dabei, ein Projekt der Kantonalen Schule für Berufsbildung Baden. Als in der Schweiz lebender professioneller äthiopischer Volkstänzer zeigt Getachew Yemane in verschiedensten Kantonen seine Solo und Gruppenprojekte.
Sabina Reich (*1887), Performance
Aufgewachsen im Kanton Aargau. Erste Theatererfahrungen im jungen theater basel mit Sebastian Nübling und Markus Gerber. 2008 – 2011 Schauspielstudium an der Zürcher Hochschule der Künste. Nach ihrem Hochschulabschluss beschäftigte sie sich intensiv mit zeitgenössischem Tanz, Improvisation und Bewegungskompostition. Im Sommer 2015 war Sabina als Helena im „Sommernachtstraum“ der Oper Schloss Waldegg in Solothurn unter der Regie von Georg Rootering zu sehen. Im Januar 2016 folgte die Arbeit „SARAH“ in Theater Tuchlaube Aarau mit der Gruppe Picnique
Interdit. Neben ihren Engagements als Schauspielerin realisiert Sabina mit ihrer Gruppe „Reich und Schön“ eigene Arbeiten, zb „Heimaterde“ (Theater Tuchlaube Aarau, ThiK Baden, Sternensaal Wohlen, Heitere Fahne Bern). Ausserdem ist sie seit 2013 im theater- und tanzpädagogischen Bereich tätig (Kultur macht schule AG, Festival Blickfelder, SIS Swiss International School).
David Werner (*1990), Performance
Geboren in Zürich, wuchs in Basel auf. Dort war er Mitglied der freien Theatergruppe «Das Hellraumprojekt» bis er 2011 sein Schauspielstudium an der Zürcher Hochschule der Künste begann. Während seines Studiums war er bereits in diversen Produktionen am «Theater der Künste» zu sehen, u.a. in «WIR // SIND // MORGEN» und «Hedda?» (Regie: David Zinder). Er war Stipendiat der Friedl Wald Stiftung und der Armin Ziegler-Stiftung. In der Spielzeit 2015/16 absolvierte er ein Studiojahr am Luzerner Theater, wo er u.a. als Zerberus in der elektronischen Kammeroper „Orpheus. Factory“ (Musik und Regie: Jakob Suske), als Laertes und Rosencranz in „Hamlet“ und als Camille in „Dantons Tod“ (Regie: Andreas Herrmann) zu sehen war.
Jonas Egloff (*1986), Produktionsleitung und Dramaturgie
ist in Aarau aufgewachsen, arbeitet als Performer, Theaterpädagoge und Regisseur. Er studierte Erdwissenschaften an der ETH Zürich und Theaterpädagogik an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Für das Abschlussprojekt seines Jahrgangs „Ifwe- Institut für Welterklärung“ wurde er mit dem Förderpreis der ZHdK ausgezeichnet. Nach seinem Bachelor-Abschluss übernahm er zusammen mit weiteren jungen Theaterschaffender die künstlerische Leitung von Szenart. Hier führte er 2013 bei What we can build together Regie, einem Tanztheaterprojekt mit Menschen aus Eritrea. Er ist Gründungsmitglied des Performancekollektivs „GeeGee Express“ und produzierte in dieser Formation ortsspezifische Projekte in Rathäusern, Gärtnereien und verlassenen Schulen.
In den Spielzeiten 2013/14 und 2014/15 war Jonas Egloff als Musiktheaterpädagoge an der Staatsoper Hannover engagiert. Im Frühling 2016 inszenierte Jonas Egloff gemeinsam mit Regisseur Martin G. Berger das Musiktheaterprojekt Neuland in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin. Jonas Egloff lebt und arbeitet in Zürich und Aarau und studiert zurzeit im Master-Studiengang Theaterpädagogik an der ZHdK.
Katharina Meier (*1989), Bühne und Kostüme
geboren in St.Gallen und aufgewachsen im Kanton Thurgau. Lebt in Zürich und arbeitet als freischaffende Szenografin für Film und Theater. Sie studierte Szenografie an der Zürcher Hochschule der Künste. In der Spielzeit 2013/14 war Katharina Meier als Ausstattungsassistentin am Opernhaus Zürich engagiert. Es folgten weitere Bühnenbildassistenzen am Opernhaus Zürich, Theater Basel und der Gessnerallee Zürich. Neben Ausstattung und Requisiten für Filme entwickelte sie eigene Installationen fürs Hinterhalt Festival Uster 2013 und 2015. Gemeinsam mit Helen Prates de Matos war sie für Bühne und Kostüme von „What we can build together“ (Regie: Jonas Egloff) zuständig. Im Herbst 2016 entwickelte sie das Bühnenbild für „Maschinen“ (Regie: Piet Baumgartner) an der Gessnerallee Zürich.
Grit Köppen, Oeil exterieur
Grit Köppen studierte Theaterwissenschaft an der Freien Universität und Kulturwissenschaften sowie Afrikawissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin. Sie war künstlerisch, dramaturgisch, kuratorisch und kulturjournalistisch tätig; so arbeitete sie u.a. mit der Adugna Dance Compagnie, Ten Pen Chii Art Labor, Shanti Oyarzabal, Ligia Soares, Benoit Maubry und Christiane Mühlhausen zusammen und zeigte ihre Arbeiten u.a. bei den Kunstfestivals `Ex…it´, `Bipolar´, `Robodock´ und dem `Asien Pazifik Festival`. Außerdem war als Co-Regisseurin und Co-Choreographin bei zwei Theaterproduktionen in Zusammenarbeit mit dem äthiopischen Nationaltheater tätig und kuratierte das Multimedia-Festival Rainbow und eine Lecture Performance Reihe am Goethe-Institut in Addis Abeba. 2016 wurde sie an der Bayreuth International Graduate School of African Studies promoviert. Ihr Buch `Performative Künste in Äthiopien: Internationale Kulturbeziehungen und postkoloniale Artikulationen´ wird 2017 im Transcript-Verlag publiziert. Sie ist außerdem Gründungsmitglied der Arbeitsgruppe `Decolonized Aesthetics´ an der Universität der Künste, Berlin.
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