Letzter Aufruf für Ursin und Kubus
Ein theatralisches Konzert von Ruedi Häusermann

Bild: Leonard Krättli
Ruedi Häusermanns eigenwillige Musiktheaterabende sind einzigartig. Sein neuester Streich ist ein theatralisches Konzert, in dem die Musik und die Szene traumartig miteinander verschmelzen: Das Streichquartett Kubus ist im Aufbruch. Bereit für die Bühnen der Welt. Ursin heisst der Orchesterwart und ist zuständig für sämtliche Kanäle zur Aussenwelt. Er telefoniert, organisiert, malt Pläne, stöbert und stört. Aber er ist auch aufmerksamer Zuhörer und beflügelnder Kritiker. Mit Leidenschaft mischt er sich in den musikalischen Kosmos ein und verwächst immer mehr damit. Häusermann schafft eine labyrinthische Spielanordnung aus eigenen Kompositionen, Malerei, Dichtkunst und scheinbaren Alltäglichkeiten. Er lässt ein schillerndes Juwel im Kammerformat entstehen, das auch eine Hommage an seinen langjährigen künstlerischen Wegbegleiter Herwig Ursin ist.
„Die Musikstücke dienen als Mikro-Durchgänge zwischen Lied und Lärm, zwischen Klingelton und Kammermusik, was dem Abend eine zauberhafte Poesie verleiht. Und das Publikum einmal mehr erfahren lässt, dass im ganz Kleinen ganz grosses Theater möglich ist."
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In „Letzter Aufruf für Ursin und Kubus“ schafft Ruedi Häusermann eine labyrinthische Spielanordnung aus eigenen Kompositionen, Malerei, Dichtkunst und scheinbaren Alltäglichkeiten. Hinter der Kulisse scheint sich eine Werkstatt zu befinden. Die Geräusche werden zu einem Teil der Musik und der Werkstattleiter zum heimlichen Dirigenten. Der Teekocher pfeift und mischt sich in die Musik ein. Die Notenständer wandern wie von Geisterhand auf die andere Bühnenseite. Ursin nimmt die Gelegenheit wahr und reinigt mit dem Staubsauger den Orchesterplatz. Erstaunlicherweise macht sich die Maschine selbständig: Man hört aus seinem Bauch die eingesogenen Töne erklingen. Das Quartett nimmt die Steilvorlage auf und freut sich über den fünften Partner. Wie ferne Bergketten aus dem Nebel schälen sich zudem Robert Walsers Musikbetrachtungen tiefenscharf aus dem Bühnenrauschen. Die Musik beleuchtet sie. Oder umgekehrt? Plötzlich pressiert es. Man darf auf keinen Fall den Flug verpassen. In Windeseile wird die Bühne zusammengepackt. Schon hört man aus dem Bühnenraum: „Attention please! Mr. Ursin and the Kubus Quartett, please proceed to gate A 5 immediately. This is the last call for Mr. Ursin and Kubus’.”
Der Komponist und Regisseur Ruedi Häusermann wurde 1948 in Lenzburg geboren. Er studierte Ökonomie und Musik. Früh interessierte er sich für Jazz und freie Improvisation. Über die Jahre hinweg hat Häusermann eine eigene musiktheatralische Sprache entwickelt, für die er bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Kunstpreis der Stadt Zürich (2012) oder dem Stipendium der Elisabeth Forberg Stiftung (2015). In seinen Abenden, denen lange Phasen der Komposition und Themenfindung vorausgehen, untersucht er die Möglichkeit von Theater und Musik, sich gegenseitig neue Räume zu eröffnen. Dabei geht sein Blick voll Zuwendung aufs Detail, es entsteht ein poetischer, vieldeutiger Mikrokosmos.
Häusermann ist ein Spezialist der besonderen Abende, die eine ganze und eigene Welt beschreiben. Diese komponierten musik-theatralischen Welten hat er u.a. an der Volksbühne am Rosa- Luxemburg-Platz in Berlin, am Neumarkttheater Zürich, in der Ängelrain Turnhalle in Lenzburg, am Wiener Burgtheater, am Theater Basel, am staatstheater hannover, an der Staatsoper Stuttgart, bei den Münchner Opernfestspielen und am Schauspielhaus Zürich in Szene gesetzt. Kern dieser Projekte sind seine eigenen Kompositionen für Streichquartett, Klavierquartett und Bläserensemble. Häusermanns musikalisches Werk ist auf über 20 CDs dokumentiert.
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Schauspiel & Musik: Herwig Ursin.
Kubus Quartett: Ola Sendecki (Violine), Ruth Gierten (Viola), Liese Mészár (Viola), Trude Mészár (Violoncello).
Komposition, Konzept & Regie: Ruedi Häusermann.
Konzeptionelle Mitarbeit: Herwig Ursin.
Dramaturgie: Barbara Tacchini.
Kostüme: Barbara Maier.
Lichtgestaltung/Bühnenbau: Edith Szabò.
Lichttechnik: Li Sanli.
Tontechnik: David Bolliger.
Puppenbau/Bühnenbau: Mel Myland.
Malerei: Max Hari.
Regieassistenz: René Melliger.
Produktionsleitung: Gabi Bernetta.