Don Juan. Erschöpfte Männer
Ein Stück für Männer. Und Frauen. Und alle.
Julia Haenni & Co.

Bild: Ahmad Oernek
Die Badener Autorin und Regisseurin Julia Haenni fordert Don Juan zum Duell auf, diejenige Theaterfigur, die seit Jahrhunderten in immer wieder neuen Versionen auf dem Thron der Männlichkeit trotzt. Von Molière bis Max Frisch haben sich ausschliesslich männliche Autoren an dem Frauenverführer auf Höllenfahrt abgearbeitet. Nun geht es ihm an den Kragen.
Denn die Rollenbilder sind im Umbruch. Endlich! Frauen* haben sich Möglichkeiten und Sphären erkämpft, die ihnen vorher nicht offenstanden. Endlich! Aber: Warum geht das alles so langsam voran? Und was ist eigentlich mit den Männern*? Wer wollen sie, sollen sie sein in diesem neuen Gefüge? Braucht die Emanzipation nicht auch eine Emannzipation, um schneller vom Fleck zu kommen?
Die Frage nach einer zeitgemässen Männlichkeit wird zurzeit überall hitzig diskutiert und man ist sich einig: Auch Mannsein ist grad nicht nur einfach. Die einen tapsen zögerlich in den sich langsam verziehenden Nebel überm Schlachtfeld, andere fordern vor lauter Überforderung das Patriarchat zurück. Es ist also höchste Zeit für Emannzipation. Für das Verabschieden eindimensionaler Stereotypen auch auf Seiten der Männer. Für diversere Rollenbilder. Für #MEHRMAENNLICHKEITEN. Ja, im Plural.
In ihrem neusten Stück mischt sich Julia Haenni gemeinsam mit ihrem Team fröhlich in die zeitgenössische Debatte ein und fordert: Lasst uns reden. Alle gemeinsam. Frauen und Männer und Sterne. Und sie macht sich gemeinsam mit den fünf Männern auf der Bühne auf die Suche nach einem zeitgemässen, einem emannzipierten Don Juan, mit all seinen Unsicherheiten, Ängsten, Fragen und Erschöpfungen, die nun endlich alle auffliegen dürfen. Endlich!
Denn: You don’t have to play the man to be the man.
Von Julia Haenni war im Theater Tuchlaube Aarau zuletzt die Uraufführung "Frau im Wald" in der Inszenierung von Theater Marie zu erleben, in dem sie auch als Schauspielerin mitwirkte. Das Stück wurde auf Festivals in Mexiko und Deutschland (Heidelberger Stückemarkt) eingeladen. Als Autorin arbeitete sie zuletzt an der Schauburg München und am Konzert Theater Bern.
> weniger
The Best Men Can Be?
Ausgerechnet Gillette forderte es jüngst in einem vieldiskutierten Spot: Boys will be boys ist over – der Satz genügt nicht mehr als Rechtfertigung für aggressives Konkurrenzverhalten und emotionale Verdrängung. Männer sollen einander und die Männer von morgen beherzt an die Hand nehmen. Und zwar alle, denn some are not enough. Damit hat das Rasier-Unternehmen das kollektive Umdenken von männlichen Stereotypen propagiert.
Ganz anders im Originalspot vor 30 Jahren, da war im glattrasierten Gesicht noch keine Spur von Verunsicherung zu sehen. Begleitet vom Mantra Du siehst gut aus. Man sieht‘s dir an. Du hast es weit gebracht wird Mann bestätigt, wo er hinkommt. Die Frau richtet ihm die Krawatte, er erhebt seine Fäuste und schaut begeistert gen Himmel. Sieger, Sieger, Sieger.
Hat es vor dreissig Jahren Für das Beste im Mann einfach schon gereicht, Mann zu sein, muss er heute aktiv das Beste aus sich machen und das geht nur vereint. We Believe: The Best Men Can Be. Dabei werfen die berühmten Slogans mehr Fragen auf, als sie beantworten. Wer glaubt denn an den Mann, wenn nicht er selbst? Und was ist das überhaupt, The Best? Ist es die Norm, die alle Männlichkeiten schon so lange an ihrer grössten, schnellsten, stärksten, klügsten, lautesten Form misst? Könnte das Beste heute auch einfach heissen, dass es Zeit dafür ist, möglichst viele Facetten von Männlichkeit zuzulassen, sie neu auszuloten? Und sich gemeinsam – Frauen und Männer und Sterne – mutig in den Tsunami der Emanzipation zu stürzen? (Anouk Gyssler und Julia Haenni)
> weniger
Spiel: Dominik Blumer, Stephan Eberhard, Matthias Koch, Simon Labhart & Mirza Šakić.
Text & Regie: Julia Haenni.
Dramaturgie & Vermittlung: Anouk Gyssler.
Raum & Ausstattung: Kerstin Griesshaber.
Musik: Dominik Blumer.
Bewegungstraining: Martina Brümmer.
Lichtdesign & Technik: Luca Schaffer.
Produktion: Annette von Goumoëns, TIDENHUB Produktionsbüro Luzern.
In Kooperation mit: männer.ch (Dachverband Schweizer Männer- und Väterorganisationen), ERNST – Das Gesellschaftsmagazin für den Mann.
Koproduktion mit: Schlachthaus Theater Bern & Theater Tuchlaube Aarau.