Die Endvierzigerin Rebecca ist allein. Von ihrem Gatten wurde sie ebenso verlassen wie von ihrem Sohn Michael. Und auch ihre Tochter Rachel wird flügge und bricht mit Verehrer Gary zum Abschlussball auf.
Und dennoch ist Rebecca beschwingt. Erinnerungen, schöne Bilder, heile Welt und heilende Songs: Das sind die Essenzen, mit denen sie ihr Leben beträufelt und ihr verlorenes Glück einzufangen sucht. Sie gibt die Hoffnung nicht auf, deckt mit umwerfendem Optimismus allabendlich den Tisch für ihre Familie und bereitet das Abendessen zu. Während draussen die Sintflut steigt, putzt und schrubbt sie gegen den Weltuntergang an und gegen die Tatsache, dass Glück nichts Beständiges ist und das Leben endlich.
„Alles muss glänzen“ ist ein Traumspiel und eine Komödie mit doppeltem Boden und wurde von der Fachzeitschrift Theater heute zum besten ausländischen Stück des Jahres 2015 gewählt.
"Regisseur Manuel Bürgin sorgt dafür, dass die Schweizerische Erstaufführung nie zu einem Slapstick verkommt und mit Trockeneis, Kunstblut und dramatischem Soundtrack oft filmisch, aber nie billig wirkt. Es ist ein lustiger Abend voller berührender Momente. Was vor allem am starken Ensemble liegt, allen voran an Chantal Le Moign. Ihre selbstlose, daueroptimistische Rebecca, deren Kräfte nach und nach schwinden, ist umwerfend." (Isabel Hemmel, Tages Anzeiger, 5.12.16)
SRF: www.srf.ch
Dauer ca. 90 Minuten. Ohne Pause.
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Rebecca glaubt an das Gute und Schöne im Menschen und singt und tanzt sich mit einschlägigen Songs aus den 50er Jahren, die man sich bei einem DJ namens Moby Disk wünschen kann, immer wieder in die vergangene Zeit.
Begleitet von diesem musikalischen Wunschprogramm, werden im Laufe des Abends nach und nach Menschen aus Rebeccas Umfeld buchstäblich in ihre menschenleere Küche gespült. Darunter die lebensmüde Nachbarin Gladys, der stadtbekannte Vergewaltiger – entlarvt als Latein- und Fahrlehrer Mr. Chalmers –, eine Zeugin Jehovas und schliesslich ihr Sohn Michael, der erfolglos nach seinem Vater gesucht hat.
Auch Tochter Rachel findet vom Abi-Ball den Weg nachhause. Ohne Freund und völlig aufgelöst steht sie in der Küche. Und als nach einigen turbulenten wie schrecklichen Zwischenfällen mit abschliessender Grossreinigung beide Kinder im Bett sind und schlafen, kehrt am Ende auch der verschollene Gatte wieder heim und setzt sich an den Tisch und geniesst die Flunder, die sie, Rebecca, mit ihrer ganzen Liebe und mit Enthusiasmus zubereitet hat.
"Eine Hommage an die Mutter aller Mütter. Die Premiere am Theater Winkelwiese überzeugte mit entwaffnendem Optimismus und glaubwürdigen Darstellern. Regisseur Manuel Bürgin, Intendant der Zürcher Winkelwiese, arbeitet die Ambivalenz der Figuren sorgfältig heraus und präsentiert zusammen mit einem grossartien Ensemble einen überzeugenden, berührenden Theaterabend. So schnell wird einen diese Rebecca nicht loslassen, und vorschnell sollte man über sie kein Urteil fällen." (Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, Kaa Linder, 5.12.16)
Biografien der Beteiligten
Text – Noah Haidle
Noah Haidle, 1978 Michigan (USA) geboren, ist Drehbuchautor und Dramatiker. Im deutschsprachigen Raum wurde Haidle 2009 durch sein Stück „Mr. Marmalade“ bekannt. Haidles erstes Drehbuch „Stand Up Guys“ wurde mit Al Pacino und Christopher Walken verfilmt.
Regie – Manuel Bürgin
geboren 1975 in Reigoldswil, studierte von 1997 bis 2000 Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich. Von 2000 bis 2005 arbeitete er am Schauspielhaus Bochum, unter anderem mit Jürgen Gosch, Dieter Giesing, Niklaus Helbling und Karin Henkel. Seit 2005 ist er als freischaffender Schauspieler und Regisseur in der Schweiz tätig, unter anderem am Theater Winkelwiese, Theaterhaus Gessnerallee, Kaserne Basel, Theater Basel, Theater Kanton Zürich und am Théâtre Vidy Lausanne. 2008 gründete er zusammen mit Kathrine von Hellermann und Sandro Corbat die Gruppe FAX AN MAX. Er arbeitete regelmässig als Schauspieler und Regisseur für das Theater Kanton Zürich. Seit Sommer 2015 leitet er das Theater Winkelwiese in Zürich.
Schauspiel – Chantal Le Moign
geboren in Köln, aufgewachsen in Berlin, studierte 1981-1985 an der Schauspielschule Bochum und der Schauspielakademie Zürich. Engagements führten sie u.a. ans Deutsche Theater Göttingen, an die Städtischen Bühnen Freiburg, ans Schauspielhaus Bochum, ans Schauspiel Köln und ans TaT-Frankfurt. Von 2001 bis 2012 war sie festes Ensemblemitglied am Theater Basel, wo sie unter anderem mit Barabara Frey, Stefan Bachmann, Lars-Ole Walburg, Elias Perrig und Thom Lutz arbeitete. Seit 2012 ist Chantal Le Moign als freie Schauspielerin tätig und war u.a. am Züricher Neumarkt Theater, am Schauspielhaus Zürich, am Schauspiel Frankfurt und am Theater Basel zu sehen.
Schauspiel – Ingo Ospelt
geboren 1961 in München. Nach der Matura von 1981-1984 Ausbildung zum Schauspieler an der Schauspiel Akademie Zürich (heute ZHdK). Diverse Engagements an deutschsprachigen Bühnen, u.a. Stadttheater Basel, Stadttheater Pforzheim, Schauspielhaus Zürich, Luzerner Theater, Churer Theater, Stadttheater Bern, Theater an der Winkelwiese und in der Schweizer Freien Szene. Er ist Gründungsmitglied von TRIAD Theatercompany Zürich, der Kabarettformation „Das LiGa“ und „Ospelt, Ospelt & Schädler“. Am Theater Tuchlaube Aarau war er zuletzt in „Zersplittert“ von Alexandra Badea in der Inszenierung von Theater Marie zu sehen. Ingo Ospelt arbeitet auch als Sprecher und Filmschauspieler.
Schauspiel – Anna-Katharina Müller
ist in Zürich geboren und aufgewachsen. Sie studierte Schauspiel an der Hochschule der Künste Bern. Sie arbeitete sowohl in der freien Szene wie auch an festen Häusern, u.a. mit Regisseuren wie Matthias Mooij, Thom Luz, Barbara-David Brüesch, Stephan Roppel, Matto Kämpf, Erik Altorfer, Trix Bühler, Manuel Bürgin, Daniela Janjic und der Choreografin Laura Kalauz. Regelmässige Zusammenarbeit verbindet sie mit den Gruppen „bigNOTWENDIGKEIT“ und Kämpf/Lenz/Urweider. Ausserdem ist Anna-Katharina Müller immer mal wieder im Kino oder Fernsehen zu sehen zuletzt im preisgekrönten Film „Chrieg“.
Schauspiel – Doris Strütt
1967 in Basel geboren, liess sich nach 6 Jahren Gymnasium zunächst zur Dekorations- und Ausstellungsgestalterin ausbilden. Danach folgte ein Schauspielstudium an der Schauspielakademie Zürich. Von 1994 bis 2011 arbeitete sie als Schauspielerin am Staatstheater Darmstadt, am Nationaltheater Mannheim und am Schauspielhaus Zürich, sowie in der freien Theaterszene Schweiz. Von 2009-2011 war sie als freie Redaktorin bei SRF 1 in der Abteilung Hörspiel und Unterhaltung tätig. Sie besuchte Drehbuchkurse an der EB Zürich und ab Herbst 2009 den Bildungsgang Literarisches Schreiben, den sie 2011 erfolgreich abschloss. Seit der Saison 2011/12 leitet sie mit Udo van Ooyen das Kellertheater in Winterthur.
Schauspiel – Alexander Maria Schmidt
wurde 1974 in Deutschland geboren und wuchs in Hamburg auf. Er studierte Schauspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Sein erstes Engagement führte ihn ans Schauspielhaus Bochum, wo er von 2000 - 2010 zum festen Ensemble gehörte. Seit 2010 arbeitet er als freier Schauspieler u.a. am Maxim Gorki Theater mit Armin Petras und am Theaterdiscounter Berlin. Am Schauspielhaus Zürich arbeitete er regelmässig mit Karin Henkel („Viel Lärm um Nichts“, „Geschichten aus dem Wienerwald“, „Elektra“, „Roberto Zucco“). 2012 war er in Manuel Bürgins Uraufführung von Gaël Roths “Chinin“ zum ersten Mal am Theater Winkelwiese sehen.
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